35. Jahrgang | Jahr 2009 | Heft 1
zurückAufsatz: Seite 1–24
In den letzten Jahren hat die wirtschaftshistorische Forschung intensiv die Mechanismen und Dimensionen der Verdrängung von Juden aus Wirtschaft und Gesellschaft des NS-Regimes ausgelotet. Ein exakter und in konkreten Zahlen zu beziffernder Befund über die Größenordnung von „Arisierungsgewinnen“ und Vermögenskonfiskationen lässt sich dennoch nur schwer erstellen. Die Akteure, ihr Verhalten, aber auch die Vielschichtigkeit des „Arisierungsprozesses“ lassen sich jedoch auf der Grundlage von jüngst publizierten Studien bereits deutlich erkennen. Ein weiterer Sachverhalt ist ebenfalls unstrittig: Alle privaten Berliner und Wiener Großbanken, aber auch einige Regionalinstitute beteiligten sich an der „Arisierung“ jüdischer Vermögenswerte. Sie entdeckten hier ein Geschäftsfeld, das aussichtsreiche Gewinne und Provisionen zu einem Zeitpunkt versprach, als sich die Ertragslage in anderen Bereichen des operativen Geschäfts infolge geltender oder neu erlassener Bestimmungen zur Regelung von Finanztransaktionen im Außenhandel, beim Devisentransfer oder bei Emissionen auf dem Kapitalmarkt nur schwer verbessern ließ. [...]